Benetzungsanalytik mittels Captive-Bubble-Technik

Thema

© Fraunhofer IKTS
Konventionelle Kontaktwinkelmessung mittels Sessile-Drop-Technik (»liegender Tropfen«).
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Kontaktwinkelmessung mittels Captive-Bubble-Technik (»gefangene Blase«) als spezielle Methode für Oberflächen mit hoher freier Oberflächenenergie, auf denen Flüssigkeiten spreiten.

Die Captive-Bubble-Technik nutzt einen besonderen Aufbau, mit dem die Kontaktwinkelmessung auch dann möglich ist, wenn die konventionelle Methode des »liegenden Tropfens« (Sessile-Drop-Technik) nicht funktioniert.

Der Kontaktwinkel, den ein Flüssigkeitstropfen auf einer Festkörperoberfläche bildet, gibt Aufschluss über die Benetzbarkeit der Oberfläche mit dieser Flüssigkeit. Dabei korrespondieren kleine Kontaktwinkel (< 90°) mit hoher Benetzbarkeit und große Kontaktwinkel (> 90°) mit schlechter Benetzbarkeit. Beeinflusst wird der Kontaktwinkel sowohl von der Oberflächenspannung der Flüssigkeit als auch von chemischen und physikalischen Eigenschaften des Festkörpers. Aus Kontaktwinkelwerten kann auf dessen freie Oberflächenenergie und ihre dispersen und polaren Anteile geschlossen werden.

Üblicherweise wird der Kontaktwinkel mit der Methode des liegenden Tropfens ermittelt, bei der Tropfen von oben auf die Festkörperoberfläche aufgesetzt werden. Für Oberflächen mit hoher freier Oberflächenenergie, auf denen Flüssigkeiten spreiten, ist diese Methode aber nicht geeignet. Hierfür setzt das Fraunhofer IKTS die Captive-Bubble-Technik ein. Die Festkörperoberfläche befindet sich dabei vollständig in der Flüssigkeit und eine Luftblase wird unter die Oberfläche dosiert. An der Oberfläche »gefangen« bildet sich am Dreiphasenpunkt zwischen Festkörper, Flüssigkeit und Luftblase der Kontaktwinkel aus.

Besonders vorteilhaft kann diese Technik für stark hydrophile Oberflächen angewandt werden, denn hier ist die Hydratation unter Wasser vollständig und damit definiert. Die Messung des Kontaktwinkels unter Wasser ist auch dann sinnvoll, wenn die zu untersuchende Oberfläche für den Einsatz im Wasser vorgesehen ist. Dann können wir Prozesse an der Grenzfläche untersuchen, beispielsweise den Bewuchs einer Festkörperoberfläche mit einem Biofilm.

Anwendungsbeispiele

 

1. Benetzungsuntersuchungen an Keramikmembranen zur Reinigung von Flüssigkeiten

Die feuchten Membranen können aufgrund ihrer stark hydrophilen Oberfläche sehr gut mit der Captive-Bubble-Technik untersucht werden. Die Zusammensetzung der Testflüssigkeit kann anwendungsspezifisch angepasst werden.

 

2. Benetzungsuntersuchungen an Beschichtungen für den Antifouling-Einsatz

Antifouling-Beschichtungen können eine poröse Oberfläche mit großer Rauheit aufweisen. Auch für diese Anwendung ist die Captive-Bubble-Technik vorteilhaft einsetzbar. Ist ein Biofilm aufgewachsen, wird die Oberfläche hydrophiler und kann am besten charakterisiert werden, wenn sie vollständig hydratisiert ist. Dies ist bei der Captive-Bubble-Anordnung unter Wasser der Fall. Die Testflüssigkeit kann an den Anwendungsfall angepasst werden, so sind z. B. natürliches oder künstliches Meerwasser möglich.

 

3. Adsorptionsuntersuchungen an Implantatoberflächen

Die Adsorption von Proteinen und die Zellanhaftung und -ausbreitung wird von den physikalisch-chemischen Eigenschaften der medizinischen Oberflächen bestimmt. Die Oberflächenenergie ist ein wichtiger Indikator für die Adsorption von Biomolekülen. Für Benetzungsmessungen zur Untersuchung der Hydrophilie und Ableitung der Oberflächenenergie ist die Captive-Bubble-Technik geeignet, denn damit kann in der natürlichen, wässrigen Umgebung gearbeitet werden.

 

Leistungsangebot

 

Bestimmung von Kontaktwinkeln mittels Captive-Bubble-Technik an unterschiedlichen Oberflächen:

  • Stark hydrophile Oberflächen mit Kontaktwinkeln kleiner 10°
  • Keramikmembranen
  • Antifouling-Beschichtungen für den maritimen Einsatz
  • Oberflächen für die Medizintechnik (z. B. Implantate)
  • Polymeroberflächen
  • Hydrogele
  • Poröse Oberflächen