Versuchscontainer unterstützen bei der Umsetzung novellierter Kommunalabwasserrichtlinie #KARL

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© Dr. Edith Ciobanu, GKW
Versuchscontainer des Fraunhofer IKTS zur vierten Reinigungsstufe mit Aktivkohle-Filtration und Ozonung am Standort Gemeinschaftsklärwerk Bitterfeld-Wolfen.

Ende November hat die EU die Novellierung der Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) final verabschiedet. Diese sieht vor, dass bis 2045 alle Kläranlagen mit mehr als 150.000 EW über eine vierte Reinigungsstufe für eine weitergehende Entfernung von Mikroschadstoffen aus Abwässern verfügen. Für diese Anforderung hat das Fraunhofer IKTS verschiedene technologische Lösungen entwickelt – beginnend von keramischen Filterkomponenten über adsorptive und oxidative Prozesse bis hin zur erforderlichen Analytik und Sensorik.

Seit 2022 betreibt das Fraunhofer IKTS eine Versuchs- und Technologie-Plattform zur industriellen Wasserbehandlung auf dem Gelände des Gemeinschaftsklärwerks Bitterfeld-Wolfen. Das Klärwerk ist eines der modernsten in Mitteldeutschland. Es reinigt neben kommunalen Abwässern auch die industriellen Abwässer der knapp 300 Unternehmen des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen und ist fortlaufend bestrebt, die Reinigungseffizienz zu erhöhen.

Die IKTS-Plattform umfasst mehrere modulare, flexibel kombinierbare Versuchscontainer, in denen effiziente Technologien zur Reinigung, Wertstoffrückgewinnung und Kreislaufführung entwickelt und praxisnah getestet werden können. Die Anlagen lassen sich so je nach Bedarf an einer anderen Stelle im Prozessablauf integrieren. Dies erlaubt den Experten-Teams, nahezu beliebig technische Prozesse im Klärwerk nachzubilden, zu analysieren, und zu optimieren.

Auch ein Container zur Erprobung der vierten Reinigungsstufe mit Aktivkohle-Filtration (GAK) und Ozonung ist vor Ort vorhanden. Dort können bis zu vier GAK-Filter mit einem Ozonreaktor kombiniert und bis zu 250 Liter Abwasser des Gemeinschaftsklärwerks pro Stunde experimentell behandelt werden. Zudem sind zwei Sonden zur Inline-Überwachung des Spektralen Absorptionskoeffizienten (SAK) integriert. Mit der Messung des SAK bei einer Wellenlänge von 254 nm können Aussagen über die organische Belastung des Zu- und Ablaufs getroffen und damit die Aktivkohlefiltration und Ozonung bedarfsgerecht gesteuert werden. Der Container ist darüber hinaus mit einer teilautomatisierten Steuerung und Analytik ausgestattet, wodurch eine Fernüberwachung möglich ist.

Mit dem gemeinsamen Betrieb des Versuchscontainers durch Mitarbeitende des Fraunhofer IKTS und Gemeinschaftsklärwerks Bitterfeld-Wolfen sollen belastbare Daten und Erfahrungen zur Umsetzbarkeit und Effizienz der Verfahren zur Mikroschadstoffentfernung für das Abwasser des Gemeinschaftsklärwerks gesammelt werden. Damit tragen die Untersuchungen zur Entscheidungsfindung sowie Skalierung einer großtechnischen Umsetzung bei.