Großforschungszentrum für Wasser, Energie und Ernährung in der Lausitz vorgeschlagen
Zukunftsfabrik Lausitz: Antworten auf den globalen Ressourcenhunger
Ein starker Verbund aus sächsischen Wissenschaftseinrichtungen will mit zahlreichen Unterstützern aus der Wirtschaft und der Region in der neuen »Zukunftsfabrik Lausitz« bahnbrechende Lösungen für Herausforderungen finden, die auf der globalen Agenda stehen und auch im sächsischen Kohlerevier besonders sichtbar sind. Die Projektpartner schlagen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Großforschungszentrum vor, in dem interdisziplinäre Teams moderne Technologien und Prinzipien der Kreislaufwirtschaft im Realmaßstab kombinieren, um den Verbrauch von Wasser, Energie und Nutzflächen drastisch zu senken.
Für die »Zukunftsfabrik Lausitz« haben sich die Fraunhofer-Gesellschaft, die Technischen Universitäten Dresden und Freiberg, die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden sowie die Hochschule Zittau/Görlitz zu einem Konsortium zusammengetan, das bereits über 40 Unterstützer aus Wirtschaft, Forschung, Verbänden und Lausitzer Kommunen gefunden hat. Das im Wettbewerb »Wissen schafft Perspektiven für die Region!« des BMBF unter Federführung von Fraunhofer eingereichte Konzept plädiert dafür, in der sächsischen Lausitz ein Großforschungszentrum »WE2T-Transfer – Zukunftsfabrik Lausitz – Forschungs- und Transferzentrum für Wasser-, Energie- und Ernährungstechnologien« mit 1500 direkten Arbeitsplätzen und 170 Millionen Euro Jahresbudget aufzubauen.
Einzigartige Forschungsinfrastrukturen mit internationaler Strahlkraft
»Das Thema ressourceneffiziente Wassernutzung mit seinen Implikationen für die klimaneutrale Energie- und Ernährungswirtschaft wird zum Kernthema des 21ten Jahrhunderts werden. Die von unserem Konsortium aus Industrie und Forschung geplante »Zukunftsfabrik Lausitz« wird internationale Strahlkraft entfalten und disruptive Technologien entwickeln, die dazu beitragen eine Weltbevölkerung von über 8 Mrd Menschen nachhaltig versorgen zu können«, erklärt Prof. Alexander Michaelis, Institutsleiter des Fraunhofer IKTS und Koordinator der »Zukunftsfabrik-Lausitz«-Initiative.
Wasser, Energie und Pflanzen: Drei Fabriken in einer
Um Beispiellösungen zu finden, die international übertragbar sind, muss die »Zukunftsfabrik Lausitz« die gesamte Kette von der Grundlagenforschung bis hin zum Transfer in die Praxis in einem großskaligen Maßstab abdecken. Dafür sind drei thematisch miteinander gekoppelte Teilfabriken mit modernsten Forschungsinfrastrukturen geplant:
- In der »Wasserfabrik« möchten Forschungsteams und Unternehmen an Großanlagen beispielsweise neue Konzepte für die Abwasserbehandlung erproben. »Heutige Abwasseranlagen vernichten Ressourcen, statt sie zu nutzen«, erläutern die Fraunhofer-Forschenden Dr. Ursula Schließmann und Dr. Burkhardt Faßauer eines der Projekte. »Wir wollen dieses Prinzip umdrehen und aus dem Abwasser Energie und Wertstoffe – etwa für Dünger – gewinnen.«
- Die »Pflanzenfabrik« nebenan kann diese Energie und Stoffe dann einsetzen, um Forschungs-Hightech-Gewächshäuser nach dem »Vertical Farming«-Prinzip zu düngen und zu beheizen. Auch extrem wassersparende Landwirtschaftstechnologien sollen hier getestet werden.
- Die »Energiefabrik« wiederum versorgt die beiden anderen Fabriken mit Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energien – beispielsweise durch besonders effiziente Hochtemperatur-Brennstoffzellen sowie Wasserstoff-Blockheizkraftwerke. Dabei soll deren Zusammenspiel mit modernen Energiespeichern erprobt und die Brücke zur zukünftigen Wasserstoffwirtschaft geschlagen werden.
Die Projektpartner prognostizieren: Wenn Unternehmen, Landwirte und Gemeinden diese miteinander gekoppelte Ressourcentechnologien dann auch konsequent einsetzen, sind enorme ökologische und ökonomische Effekte zu erwarten.
Bis zu 5000 neue Jobs im Umfeld zu erwarten
Ein weiterer Baustein für die Zukunftsfabrik sind die »Lausitz Challenges«: Regelmäßig ausgerufene wissenschaftlich-wirtschaftliche Wettbewerbe sollen künftig ambitionierte Forscher aus aller Welt an die Lausitz binden. Mit dem geplanten »Experience Center« ist zudem eine touristische Attraktion geplant: In diesem gläsernen Labor können sich Besucher ein Bild von der Arbeit in der Zukunftsfabrik machen und Schulklassen selbst mit neuen Wasser-, Energie- und Agrartechnologien experimentieren.
Vom Großforschungszentrum sind auch erhebliche regionale Effekte zu erwarten. Neben den 1500 Arbeitsplätzen in der Zukunftsfabrik dürften erfahrungsgemäß zwei- bis dreimal so viele Jobs im Umfeld entstehen und den Zuzug von 4000 bis 5000 Menschen auslösen.
Welche der eingereichten Konzeptskizzen im Wettbewerb »Wissen schafft Perspektiven für die Region!« letztlich den Zuschlag erhalten, teilt das BMBF voraussichtlich im dritten Quartal 2021 mit.