Autorin: Annegret Kolarow | Fotos: POXOS®

Sauerstoff vor Ort für die Ozonung – erster POXOS®- Sauerstoffgenerator für Tests im Klärwerk ausgeliefert

Die Abwasserbehandlung in Klärwerken geschieht konventionell in drei Stufen: Zunächst erfolgt eine mechanische Filtration, anschließend eine biologische Reinigung und zum Abschluss die Nachklärung, in der sich das gereinigte Abwasser vom Klärschlamm absetzt. Zunehmend wird jedoch noch eine vierte Reinigungsstufe eingesetzt, die insbesondere Mikroverunreinigungen wie Pestizide oder Reinigungsmittel aus dem Abwasser entfernen soll. In dieser Reinigungsstufe erfolgt die Ozonung. Das Ozon (O3) reagiert mit organischen Verbindungen, Bakterien, Viren und anderen Schadstoffen im Wasser und bewirkt deren Oxidation oder Zerstörung.

Für eine umweltfreundliche und kostengünstigere Alternative zur Belieferung von O2 in Gasflaschen hat das Fraunhofer IKTS einen Sauerstoffgenerator entwickelt, der aus Luft reinen Sauerstoff vor Ort an der Kläranlage erzeugt und für die Ozonung bereitstellt. Wird der Generator mit Klärgas betrieben, ist eine komplett CO2-neutrale Herstellung des Sauerstoffs möglich. Die IKTS-Ausgründung POXOS® wird diese Sauerstoffmodule als »POXYGEN®-Generatoren« ab 2024 an den Markt bringen. Ein großer Meilenstein für das Spin-off ist nun die Auslieferung des ersten O2-Generators vom Institutsgelände in Hermsdorf zur Teststellung an das Gemeinschaftsklärwerk Bitterfeld-Wolfen (GKW-BiWo).

Wir haben mit POXOS®-Mitgründer Dr. Robert Hoffmann gesprochen:

Dr. Robert Hoffmann bereitet gemeinsam mit IKTS-Kollegen die Ausgründung von POXOS® vor. Das Spin-off wird Sauerstoffgeneratoren an den Markt bringen, deren Herzstück MIEC-Membranen sind.
© Tridelta Campus Hermsdorf
Dr. Robert Hoffmann bereitet gemeinsam mit IKTS-Kollegen die Ausgründung von POXOS® vor. Das Spin-off wird Sauerstoffgeneratoren an den Markt bringen, deren Herzstück MIEC-Membranen sind.

POXOS® wird im kommenden Jahr als Ausgründung an den Markt gehen und Sauerstoffgeneratoren für Kläranlagenbetreiber anbieten. Was bedeutet Ihnen als Gründer-Team die erste Teststellung eines O2-Generators, die nun vor Kurzem erfolgt ist?

Die erste Teststellung in einer Kläranlage ist ein wichtiger Meilenstein für das Team, da wir so erstmalig vor Ort mit unserer Anlage überzeugen können. Es ist schwierig, im Bereich der Abwasseraufbereitung bzw. bei Kläranlagenbetreibern Fuß zu fassen und somit ist jeder erfolgreiche Schritt in diese Richtung essenziell. Gerade das GKW-BiWo ist als eine der größten Kläranlagen in Deutschland ein toller Partner für den Einstieg. Wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit erhalten haben.

 

Welche Tests sind nun genau in Bitterfeld geplant? Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich?

Zunächst soll die Anlage durch einige mehrwöchige Betriebsphasen ohne Anschluss an weitere Aggregate ihre gute Handhabbarkeit und Standhaftigkeit unter Beweis stellen. Im weiteren Verlauf soll Stück für Stück die Eignung für den Einsatz bei der Ozonung sowie bei der Belebung erprobt werden. Dafür werden dann entsprechende Teststrecken konzipiert und in weiteren mehrwöchigen Testphasen erprobt.

Wir erhoffen uns im Wesentlichen, dass wir das GKW-BiWo von der POXOS®-Technologie überzeugen können und somit auch der Weg für weitere Teststellungen in anderen Kläranlagen geebnet wird und potenzielle Kunden und Investoren vermehrt auf uns aufmerksam werden.

 

Was sind Ihre Pläne für die nahe Zukunft? Wie wird die Zusammenarbeit mit dem IKTS weiter verlaufen?

In der nahen Zukunft soll unser erstes mit Gas beheiztes Anlagenmodell fertiggestellt und ebenfalls erprobt werden. Wir werden vermehrt versuchen, Kunden und Investoren zu akquirieren und unsere Kontakte zu Zulieferern und Fertigern sowie zu Ingenieurbüros, Gasproduzenten und potenziellen Anwendern auszubauen. Dabei kommen als potenzielle Kunden für POXOS® jegliche Anwender mit kleinem bis mittlerem O2-Bedarf in Frage. Und natürlich erfolgt auch die offizielle Ausgründung von POXOS® in naher Zukunft. Die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IKTS wird weiterhin so eng wie bisher ablaufen. Wir kooperieren bei der Nutzung von Räumlichkeiten, Personal und Know-how und beziehen das Kernstück der Anlagen – die Membranen – vom IKTS.