GASTBEITRAG Autoren: Prof. Dr. Christian Boller, Universität des Saarlandes | Anika Peucker
10. International Symposium on NDT in Aerospace – ein Rückblick
2018. Ein besonderes Jahr. Das Jubiläum. Der Rückblick. Denn bereits zum 10. Mal fand das International Symposium on NDT in Aerospace statt. Was 2008 einmal in Deutschland als Idee und Initiative der DGZfP begann, etablierte sich seit 2010 als jährliches Ereignis. Im Voraus schon fest in den Terminkalendern des »Who's Who« der Luft- und Raumfahrtbranche vermerkt, trafen und treffen sich Wissenschaftler, Ingenieure, Industrie sowie Studierende und alle Interessierten immer an solchen Orten, wo die Luft- und Raumfahrt ein zu Hause haben.
In Deutschland gastierte das Symposium seither alle zwei bis drei Jahre. In den Jahren dazwischen trugen Gastgeberländer wie Kanada, Singapur, Spanien, Indien oder China die NDT in Aerospace aus. In jedem der Länder gaben bisher die örtlich-nationale Wissenschaft und Technik ihre neuesten Erkenntnisse preis mit der Folge: Es blieben Teilnehmende der Veranstaltung immer auch für die Zukunft treu. So hat sich über die Jahre wahrlich ein internationales Symposium der besonderen Art mit eigenem Charakter und kontinuierlich wachsender Beteiligung entwickelt.
NDT in Aerospace 2018 wieder in Dresden
2018 fand die NDT in Aerospace im Steigenberger Hotel de Saxe im Herzen Dresdens statt. Knapp 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung zum Symposium, das in drei Programmstränge eingeteilt war. In Deutschland hat die NDT in Aerospace seit 2015 den Charme, dass in einem der Programmstränge relevante Themen in Form von Workshops abgehalten und weiterentwickelt werden. Dazu stellen eingeladene Keynote-Speaker vormittags die Themen in Impulsvorträgen im Plenum vor, während weitere Referenten ihre thematisch passenden Kernbotschaften in Kurzform präsentieren. Die eigentlichen Workshops folgen dann am Nachmittag. Die Vortragenden unterfüttern ihre Kernbotschaften, diskutieren sie mit den Workshopteilnehmern und arbeiten offene Fragen gemeinsam auf. Der Plenarvortragende leitet die Sitzung. In diesem Jahr standen die Themen Simulation, Big Data, Robotik und Additive Fertigung im Fokus.
Workshop »Simulation«
Der Workshop »Simulation«, geleitet von Dr. Pierre Calmon von CEA Leti, thematisierte die vielfältigen Entwicklungen um das Werkzeug CIVA, stellte verschiedene Benchmarkstudien einander gegenüber und diskutierte deren Durchführung, so geschehen beispielsweise auf dem Gebiet der geführten Wellen.
Workshop »Big Data«
Beim »Big Data-Workshop«, der auf Big Data hinsichtlich zerstörungsfreier Prüfverfahren (ZfP) zielte, diskutierten die Teilnehmer ausgehend von Fragen der Fehlererkennung. Dabei zeigten sie auf, wie beispielsweise die gewonnenen Daten aus der Fehlererkennung zur Bestimmung und Vorhersage der Restelebensdauer beitragen können. Erarbeitet wurde, welche Rolle dabei Klassifizierungs- und Filterwerkzeuge sowie überwachtes Lernen spielen. Oder auch, welche Zusatzinformationen im Vergleich zur klassischen ZfP daraus abgeleitet und hinzugewonnen werden können. Dem überwachten Lernen stand das nicht-überwachte Lernen gegenüber, aus welchem die Wissenschaftler und Ingenieure weitere Erkenntnisse zu Big Data und ZfP ziehen. Die Fragen und deren lösungsorientierter Umgang wurden an Beispielen aus der Schallemission und der Schwingungsdynamik demonstriert.
Leiter dieses Workshops war Professor Dirk Söffker von der Universität Duisburg-Essen. Er fasste den Workshop und die Konferenz mit den Worten zusammen: »Als Keynote-Speaker zu ‚ZfP und Big Data‘ war ich überrascht über die Resonanz während meines Vortrags, der interaktiven Sitzung und Gespräche an den weiteren Konferenztagen. Sowohl das Thema selbst als auch der Workshop, in dem die Teilnehmer auch als Experten berichteten und so in einen geführten Dialog traten, haben sich als sehr fruchtbar erwiesen. Diese Form sollte wiederholt werden. Vielleicht in gleicher Weise für alle Keynote-Beiträge (…). Aus den Feedbacks lernte ich, dass die Organisatoren das richtige Thema zum richtigen Zeitpunkt angesprochen haben. Für mich persönlich lernte ich, dass es viel Neugierde und Interesse im Bereich der ZfP gibt sowie bereits vorhandene Kompetenzen und Erfahrungen mit ‚Smart und Big Data‘-bezogenen Verfahren«.
Workshop »Robotik«
Den Workshop zur »Robotik« führte Dr. Bill Prosser von NASA Langley. Dabei ging es primär um die zerstörungsfreie Prüfung von Raumfahrtgeräten auf terrestrischer und ex-terrestrischer Basis für verschiedene Anwendungen. Die Beteiligten besprachen Anwendungen zu Schweißverbindungen, Hitzeschildern oder solche für die Raumstation ISS. Ebenso kamen Technologien zur Fertigung hochpräziser Faserverbundbauteile nicht zu kurz. Außerdem wurden verschiedene autonome Robotersysteme auf der Basis von Gecko-Greifern, krabbelnd oder frei fliegend, vorgestellt und diskutiert.
Workshop »Additive Fertigung«
Bei der »additiven Fertigung« wurden die Defizite am Beispiel der metallischen Werkstoffe angesprochen. Insbesondere die Mikrostruktur, Eigenspannungen und die zu betrachtenden Werkstoffklassen nahmen die Teilnehmer des Workshops unter die Lupe. Professor Giovanni Bruno von der BAM Berlin moderierte den Workshop zur additiven Fertigung.
Promotionsprogramm »NDTonAir« - »NDT in Aerospace live!« - Antonov-124-Besichtigung
Der zweite Programmstrang wurde als Themensession konzipiert. Er enthielt Berichte, Präsentationen und informative Vorträge zu Prognostics and Health Management, zum EU geförderte Promotionsprogramm »NDTonAir« sowie zu studentischen Arbeiten. Außerdem bot »NDT in Aerospace live!« Ausstellern und Entwicklern die Gelegenheit, sich und ihre Technologien auf den Punkt gebracht zu präsentieren.
Der dritte Programmbereich umfasste schließlich exzellente Fachbeiträge auf hohem technischem Niveau. Dargeboten wurden die Themen: Ultraschall, Wirbelstrom, Structural Health Monitoring, Faserverbundwerkstoffe in all ihren Facetten und anderes mehr.
Zum Abschluss des Symposiums gab es die Zugabe: Sie führte die Teilnehmer zu den Luft-und Raumfahrtunternehmen in Dresden und Leipzig. Die Tour machte bei den Elbe Flugzeugwerken, der IMA Materialforschung und Anwendungstechnik sowie bei AMTES in Leipzig halt. Bei AMTES konnten die NDT-Teilnehmer u.a. einen Antonov-124-Frachter besichtigen – das nicht nur von außen, sondern ebenso von innen. Auch das Instandhaltungskonzept erläuterten die Techniker.
Nach der 10. NDT ist vor der 11. NDT in Aerospace
Ort und Zeit des 11. International Symposium on NDT in Aerospace stehen bereits fest. Die Luft- und Raumfahrt trifft sich im November 2019 bei Paris. Das Novum dabei: Es soll einen studentischen Wettbewerb geben. Bei ihm werden Studierende im Vorfeld Fehler in vorgegebenen Proben mit einer integrierten Sensorik detektieren. Ihre Signalauswerteverfahren müssen sie dann dem internationalen Fachpublikum und der Jury vorstellen. Ein kleines Konsortium arbeitet bereits mit Nachdruck an den Wettbewerbsbedingungen. So seien Sie herzlich eingeladen. Auf bald in Paris zum 11. International Symposium on NDT in Aerospace.
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