Autorin: Fanny Pohontsch, Video: Marie Kaden

#diensttalk mit Softwareentwickler Stephan Heilmann

Das Porträt am Dienstag. Beim #diensttalk geben unsere Mitarbeiter*innen einen kleinen Einblick in ihre Tätigkeiten und verraten, welche Vision sie antreibt.

Stephan Heilmann entwickelt Software für Prüfsysteme mit dem Ziel, für größte Betriebssicherheit zu sorgen – und dieser Job führte ihn bereits hoch auf Windkraftanlagen, auf die Schiene, in die Pariser Kanalisation und auf den Meeresgrund.
 

 

Du bist bereits vor 13 Jahren für die Diplomarbeit im Fach Medieninformatik ans Institut gekommen. Damals hattest du dich mit der Visualisierung von Ultraschalldaten bei der Prüfung von Radsätzen und Wellen in Hochgeschwindigkeitszügen befasst. Was ist daraus geworden?


Wer schon einmal mit dem ICE in Deutschland unterwegs war, kann sicher sein, dass die Räder und Wellen mit unserer Software und unserer Anlage zerstörungsfrei geprüft wurden. Zerstörungsfrei heißt, hier geht es um die Instandhaltung all dieser Komponenten unserer modernen Welt, die zu wichtig sind, als dass sie kaputt gehen dürften und zu teuer, als dass man sie kaputt machen darf, um zu sehen, ob sie noch funktioniert hätten – wie z. B. diese Radsätze. Das kann auch Bahn-Infrastruktur wie Schienen, Brücken oder Oberleitungen sein; oder ganz andere Einsatzgebiete wie unterirdische Rohrleitungen, Kraftwerke, Tanks in Ölfördereinrichtungen oder Komposit-Strukturen in Windenergieanlagen vom Fundament, auch Offshore, bis zu den Flügeln. Unsere Prüfsysteme spüren Fehler im Konstrukt auf, bevor sie sich ausbreiten und gefährlich werden.

»Es erfüllt mich sehr, die Möglichkeiten zu sehen, die sich durch die Digitalisierung des gesamten Lebenszyklus‘ praktisch ergeben.«


Ich fungiere inzwischen aktiv als Bindeglied zwischen Industrie und unseren Entwicklungs-Teams. Meine Aufgabe ist es, die Anforderungen der Kund*innen für uns als Lösungsanbieter zu übersetzen. Dafür bin ich viel auf Messen und Konferenzen unterwegs, und vor allem in den verschiedenen Werken, wo ich Möglichkeiten für den Einsatz der Prüftechnologien sondiere, schule und Prüfanlagen in Betrieb nehme.
 

 

Worin liegt der Reiz dieser Tätigkeiten für dich und wo liegen die Herausforderungen?


Das Spannende grundsätzlich an der Aufgabe als auch dieser gesamten Systementwicklung ist, dass ich ein Produkt von der Wiege bis zum Einsatz im Feld, im besten Fall bis zur Serienreife, begleiten kann. Das ist der Kern von Fraunhofer – die Lücke zu schließen zwischen Forschung und Industrie, und dafür zu sorgen, dass Prototypen zur Anwendung kommen. Und dieser Schritt wird vielfach unterschätzt.

Denn eine Technologie ist nicht einsatzbereit, wenn sie im Labor funktioniert, sondern dann, wenn sie 24/7 unter widrigsten Bedingungen zuverlässig läuft, also in schmutziger Produktionsumgebung, bei Regen, bei Schnee, bei minus zehn als auch bei weit über 40 Grad. Gemeinsam mit dem Bahnunternehmen Vossloh beispielsweise entwickelten wir ein Schienenprüfgerät, was mittlerweile serienreif ist und auch in der Wüste zum Einsatz kommen soll.

 

»Wir sind nicht die Werkbank der Welt, wir müssen ein Wissensträger sein.«

 

Der Zugang zu wartungsintensiven Komponenten in der Industrie ist nicht immer einfach und ungefährlich – wie digital kann er sein? Was ist deine Vision als Softwareentwickler?

Visualisierte Prüfdaten einer ICE-Radsatzwelle. Diese wird mit einem autarken wellenintegrierbaren Messsystem permanent überwacht. Bei der Inspektion lässt sich das virtuelle Abbild auf die reale Umgebung legen, um Fehlerstellen und Belastungspunkte frühzeitig zu identifizieren, ohne die Welle ausbauen zu müssen.
© Fraunhofer IKTS
Visualisierte Prüfdaten einer ICE-Radsatzwelle. Diese wird mit einem autarken wellenintegrierbaren Messsystem permanent überwacht. Bei der Inspektion lässt sich das virtuelle Abbild auf die reale Umgebung legen, um Fehlerstellen und Belastungspunkte frühzeitig zu identifizieren, ohne die Welle ausbauen zu müssen.

Meine Vision ist es, eine Effizienzsteigerung und eine Verbesserung des gesamten Produktionsprozesses zu erreichen. Und dass am Ende auch die Anwender*innen damit glücklich sind. Dabei nutzen bzw. münzen wir Virtuelle und Augmented Reality sowie Künstliche Intelligenz in konkrete Anwendungsfälle um. Und es erfüllt mich sehr, wenn das funktioniert und wir die neuen Möglichkeiten sehen, die sich durch die Digitalisierung des gesamten Lebenszyklus‘ praktisch ergeben, bspw. eines Radsatzes im Hochgeschwindigkeitszug.

Das ist auch das, sag ich, womit wir uns hier in Europa in Zukunft behaupten können: Wir sind nicht die Werkbank der Welt, wir müssen ein Wissensträger sein. Dieses Übertragen des Wissens kommt letztlich allen zugute. Die Produktionskosten sinken, die Wartungskosten sinken, die Zuverlässigkeit der Komponenten an sich steigt. Und je höher die Belastung für Mensch und Maschine in unserer Welt, die stetig an Geschwindigkeit zunimmt, ist, ist das die große Herausforderung. Das macht mir großen Spaß! Und ein Kollege sagt immer: Suche dir einen Job, der dir Spaß macht und du musst nie wieder arbeiten im Leben!

 

 

Du bist viel im Außendienst, pendelst zwischen den IKTS-Standorten Berlin und Dresden, zwischen Inbetriebnahmen, Sondierungen, Fachtagungen: Wie findest du dabei einen Ausgleich?

Datenschutz und Datenverarbeitung

Wir setzen zum Einbinden von Videos den Anbieter YouTube ein. Wie die meisten Websites verwendet YouTube Cookies, um Informationen über die Besucher ihrer Internetseite zu sammeln. Wenn Sie das Video starten, könnte dies Datenverarbeitungsvorgänge auslösen. Darauf haben wir keinen Einfluss. Weitere Informationen über Datenschutz bei YouTube finden Sie in deren Datenschutzerklärung unter: https://policies.google.com/privacy

Stephan Heilmann entwickelt Software für Prüfsysteme mit dem Ziel, für größte Betriebssicherheit zu sorgen – und dieser Job führte ihn bereits hoch auf Windkraftanlagen, auf die Schiene, in die Pariser Kanalisation und auf den Meeresgrund.

Den Ausgleich finde ich durch meine Familie. Ich habe zwei Söhne, sechs und neun Jahre, mit denen bin ich gut beschäftigt. Ansonsten interessieren mich als Informatik-Nerd natürlich auch privat Computer und Technik. Ich tauche gern, bin Konzertgänger und finde besonderen Ausgleich beim Mittelalter-Reenactment und ja, ich kann es immer wieder nicht fassen, dass der Tag nur 24 Stunden hat und wundere mich immer wieder, wie in den letzten zwei Wochen wieder zwei Jahre vergehen konnten.


Hier geht's zu weiteren #diensttalks. Blicken Sie hinter die Kulissen des Fraunhofer IKTS.

 

Weitere Informationen

 

Bleiben Sie darüber hinaus informiert: Melden Sie sich gern für unseren Newsletter an, lesen Sie in weitere Blogbeiträge rein oder folgen Sie uns auf LinkedIn, Instagram und YouTube. Wir freuen uns, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.