Autorin: Fanny Pohontsch
Batteriezellen für die Elektromobilität made in EU – ASTRABAT
Mit 14 Partnern aus acht Ländern startete im Januar ASTRABAT, ein Europäisches Großprojekt zur Fertigung neuartiger Batteriezellen. Europa will bis 2023 neue Maßstäbe setzen – von der Aufbereitung der Rohstoffe über die Zellfertigung bis zum Recycling. Das Fraunhofer IKTS ist unter Leitung von Dr. Kristian Nikolowski am Projekt beteiligt. Ihn treffen wir zum Gespräch.
Kristian, wofür steht das Akronym ASTRABAT und wo konkret setzt das IKTS hier an?
ASTRABAT steht für All Solid-sTate Reliable BATtery. Im Unterschied zu heute etablierten Systemen handelt es sich hierbei um sogenannte Festkörperbatterien, die sich durch höchste Energiedichten mit 350 Wh/kg und 1200 Wh/l bei großer Sicherheit und Robustheit auszeichnen. Wir entwickeln am IKTS ionenleitende Keramikpulver und Druckprozesse, mit denen innovative 3D-strukturierte Zellkonzepte für diese Art von Speicher hergestellt werden können.
Ziel des Projekts ist die Entwicklung sicherer, energiereicher und marktfähiger Batterien für die grüne Mobilität. Welche Bedeutung hat dies in Hinblick auf die Europäische Union?
Das Projekt ist Teil des Green Deals der Europäischen Union und eines umfassenderen Vorstoßes zur Förderung der Elektromobilität. ASTRABAT bietet der EU die Möglichkeit, starke Akteure aus ganz Europa zusammenzubringen: die Partner kommen u.a. aus Belgien, aus Polen, aus Frankreich und Spanien. Alle verfügen über umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Batterie- und zugehörigen Technologien, einschließlich modernster Elektrochemie und Modellierung. Ich verspreche mir davon einen Beitrag, um Europa im Bereich grüner Technologien weltweit an die Spitze zu setzen.
Es gibt viele Projekte und Ansätze zur E-Mobility. Wie unterscheidet sich ASTRABAT? Was ist neu?
Festkörperbatterien an sich werden als nächste Generation heutiger Lithium-Ionen-Batterien gesehen. Im Projekt steht sowohl die Skalierbarkeit der Fertigung dieser neuen Batterien als auch die Entwicklung neuartiger Materialien und Fertigungsprozesse im Vordergrund. ASTRABAT bewegt sich von grundlagenorientierten Entwicklungen bis zum Nachweis der industriellen Fertigbarkeit.
Wie sieht die Mobilität nach Projektabschluss im Juni 2023 aus?
Mobilität muss den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und effektiver werden. Dies wird gefördert werden durch eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien – Solar- und Windenergie. Dafür ist eine zunehmende Differenzierung unterschiedlicher Antriebstechnologien erforderlich – Batterie für kurze und mittlere Strecken, Brennstoffzellen und Wasserstoff für Langstrecken und schwere Fahrzeuge. Wir werden hier eine eher evolutionäre Entwicklung sehen: Elektroautos werden größere Marktanteile bekommen, aber bis 2023 sicher nicht den Markt dominieren. Hierzu gibt es zu viele unterschiedliche Nutzungskonzepte und auch Wohn- und Lebensumstände.
Und last but not least: Bist du privat selbst auch schon auf ein Elektrofahrzeug umgestiegen?
Bisher ist das einzige Elektroauto bei uns zu Hause das ferngesteuerte meines älteren Sohns. Wir üben alle fleißig damit und sind uns einig: Elektroautos machen definitiv Spaß! Momentan bestünde allerdings, selbst wenn eine Neuwagenanschaffung anstehen würde, noch die Frage des Ladens: Das ist bisher bei mir zu Hause – innerstädtisch – nicht möglich. Seit neustem gibt es aber Elektro-Dienstfahrzeuge am IKTS.
Dieses Projekt wurde finanziert im Rahmen des Horizon 2020 Forschungs- und Innovationsprogramms der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 875029.
Weitere Links:
Mobile Energiespeicher und Elektrochemie – Zellkonzepte
Forschung aktuell: Keramische Elektrolyte für Lithium- und Natrium-Festkörperbatterien
Zur News vom 11.5.2020: EU-Projekt ASTRABAT: Eine neue Batterie treibt E-Mobility in Europa voran
Zur Pressemitteilung vom 23.1.2020: ASTRABAT: developing a new battery to boost Europe’s electric mobility
Zur Projekt-Webseite
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