Autoren: Tassilo Moritz | Michael Stelter
Das Bindemittel – oder was Räucherkerze und Hochleistungskeramik im Innersten zusammenhält
Um aus den pulverförmigen Ausgangsmaterialien der Räucherkerzchen einen verarbeitbaren Teig herzustellen, mussten dem Holzkohlepulver Bindemittel zugegeben werden. Die Erzgebirger verwendeten pflanzliche Bindemittel, die sie mit Wasser zu einem Brei anrührten und die nach dem Trocknen ohne Rückstände verbrannten – also zum Beispiel Mehlkleister oder Tapetenleim.
In der traditionellen keramischen Industrie bringt der Ton als Ausgangsmaterial für tonkeramische Bauteile eine wesentliche Eigenschaft von Hause aus mit – die sogenannte Bildsamkeit. Diese Eigenschaft liegt in der Struktur der Tonminerale begründet und wird durch die Zugabe von Wasser so verstärkt, dass der Ton auf der Töpferscheibe verarbeitet werden kann.
Im Bereich der Hochleistungskeramik werden heutzutage ausschließlich synthetisch hergestellte, hochreine Ausgangspulver eingesetzt, die diese Eigenschaft nicht aufweisen. Daher müssen zur Formgebung dieser Pulver synthetische organische Bindemittel zugefügt werden. Solche Bindemittel erlauben es, die Pulver, wie gewünscht, zu formen. Es sind zumeist thermoplastische Polymere, etwa Polyethylen, Polypropylen oder Polyamid, aber auch natürlich Materialien, wie Bienenwachs oder verschiedene Cellulosen. Die Bindemittel bilden die Matrix für das darin eingebettete keramische Korn. Sie halten das Pulver während der Formgebung zusammen. Nach der Formgebung muss der Binder dann allerdings wieder – wie beim Räucherkerzchen auch – rückstandsfrei aus dem Bauteil entfernt werden, da die Keramik am Ende immer gebrannt, in der Fachsprache gesintert, werden muss.
Tauchen Sie tiefer ein in die Bindemittel und die Formgebung in der Hochleistungskeramik und entdecken Sie dabei, wie komplex und vielfältig ein solches Thema sein kann.
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